16.07.2021 - Mehr
als 30 Personen erfolgreich evakuiert
Der Landkreis Germersheim hat trotz der angespannten regionalen Hochwasserlage entlang des Rheins ein 2017 angeschafftes und dem Technischen Hilfswerk (THW) überlassenes Amphibienfahrzeug, zum Einsatz in das Katastrophenschutzgebiet im Norden von Rheinland-Pfalz entsendet. Für Landrat Dr. Fritz Brechtel eine Selbstverständlichkeit: „Dort geht es um Menschenleben, während die Situation bei uns vor Ort im Moment noch überschaubar und beherrschbar ist. Insofern bin ich froh, dass ein Team des THWs sofort einsatzbereit war und die Hilfskräfte in Kordel bei Trier mit diesem Fahrzeug bereits bestens unterstützt hat.“ Wie lange Uwe Keller, Ortsbeauftragter des THW Germersheim, mit seinem Team und dem Fahrzeug noch vor Ort sein wird, das hängt davon ab, wie sich die Lage weiter entwickelt. Doch schon jetzt hat sich die Anfahrt gelohnt, berichtet Keller: „Wir konnten in den letzten Stunden mehr als 30 Personen evakuieren, haben Feuerwehrleute mit ihrem Material zu Brandherd verbracht und auch bei der Bergung von Tier und anderen Gütern unterstützt.“
Als das Amphibienfahrzeug im Dezember 2017 in Dienst gestellt wurde, hatten die Verantwortlichen noch Szenarien vor Augen, die den Schutz der Bevölkerung entlang des Rheins und auch grenzüberschreitend bis ins Elsass gewährleisten sollte. Aus diesem Grund wurde das etwa mehrere Hunderttausend Euro teure Fahrzeug auch durch EU-Fördermittel der Interreg V A, EFRE, Europäischer Fonds für regionale Entwicklung, finanziert. Jetzt bewahrheitet sich, was seinerzeit als Argument für Anschaffung auf dem Papier stand: „Das Fahrzeug eignet sich überall dort, wo bei Überschwemmungen Mehrzweckboote, Pontons, schwimmende Arbeitsplattformen oder auch Lkw Schwierigkeiten haben, durchzukommen.“ Wenn das wendige Gerät in entsprechende Gewässertiefen vordringt, erfolgt die Weiterfahrt schwimmend, mit Propellerantrieb – ohne Sog und Wellenschlag zu verursachen.
Mike Schönlaub, Brand- und Katastrophenschutzinspekteur für den Landkreis Germersheim, war ebenfalls in die Entscheidung eingebunden und einverstanden, während er gleichzeitig die Lage im Kreis kritisch beobachtet. Derzeit ist der Druck auf den Deichen, die aufgrund des hohen Regenwasseraufkommens schon stark belastet sind, immens. Doch die Deichwachen und Deichkontrollen der örtlichen Feuerwehren haben bislang keine nennenswerten Schwachstellen entdecken können.
Sollte
der Rheinwasser-Pegel bei Maxau weiter steigen, könnte die Einsatzleitung zum
Kreis übergehen. Doch schon jetzt arbeiten die Wehren vor Ort eng mit dem
bereits eingesetzten Katastrophenschutzstab der Kreisverwaltung zusammen. Dazu
Landrat Brechtel: „Wir beobachten die Lage sehr genau und hoffen auch für die
Mitmenschen im Norden unseres Bundeslandes, dass sich die Wetterlage nachhaltig
beruhigt und das Schlimmste überstanden ist. Wo wir helfen können, da werden
wir das tun.“ Die Kreisverwaltung hat angekündigt auch über das kommende
Wochenende die Öffentlichkeit bei gravierenden Entwicklungen entlang des Rheins
auf ihren Social-Media-Kanälen zu informieren. Die Bevölkerung wird gebeten zum
Schutz der Anlage und im eigenen Interesse, die Deiche nicht zu betreten.