Naturschutzgroßprojekt Bienwald: Ende der Förderphase – Laufende Maßnahmen werden beendet

Großflächige Mahd im Viehstrich. Foto: Uwe Meißner

06.07.2021 - Landkreise Germersheim und Südliche Weinstraße übernehmen Folgemanagement

Die Förderphase des Naturschutzgroßprojektes (NGP) Bienwald ist zum 30. Juni 2021 beendet. Das bedeutet aber nicht, dass das Projekt damit final abgeschlossen ist und begonnene Maßnahmen nicht mehr zu Ende gebracht werden können. „Auch in Zukunft werden sich die beiden Landkreise Germersheim und Südliche Weinstraße im Rahmen des Folgemanagements um die Fortsetzung der begonnenen Maßnahmen kümmern“, berichten die Landräte Dr. Fritz Brechtel (Germersheim) und Dietmar Seefeldt (Südliche Weinstraße). So werden beispielsweise noch der Naturwald- und der Viehstrich-Info- und Erlebnispfad fertiggestellt. Einen offiziellen Projektabschluss unter Beteiligung aller Projektbeteiligten und der Bevölkerung wird es im Frühsommer 2022 geben, wenn der ausführliche Projektbericht vorliegt.

Die europaweit einmalige Natur der Bienwaldregion beinhaltet nicht nur ein reichhaltiges, bundesweit bedeutsames Mosaik verschiedener Biotoptypen – von trockenen Flugsand-Dünen bis zu den letzten Bachauenwäldern Süddeutschlands – , sondern  auch zahlreiche Vorkommen seltener und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Um die Besonderheiten dieser einzigartigen eiszeitlichen Schwemmfächer-Landschaft zu fördern, zu entwickeln und nachhaltig zu sichern, wurde 2004 das Naturschutzgroßprojekt Bienwald gestartet. Insgesamt haben Bund, Land und die beiden Landkreise Germersheim und Südliche Weinstraße als Projektträger seit Beginn der Umsetzungsphase im Jahr 2009 etwa zehn Millionen Euro in das Vorhaben im Förderprogramm „chance.natur“ investiert.

„Mit dem Bundesprogramm ‚chance.natur‘ steht dem Bund ein Förderinstrument zur Verfügung, mit dem großflächige Gebiete von gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung gefördert und langfristig gesichert werden können. Das Naturschutzgroßprojekt Bienwald kommt dabei nicht nur dem Naturschutz selbst zugute, sondern auch der Attraktivität der Region. Indem mehr Wasser in der Landschaft verbleibt und Bewirtschaftungskonzepte verbessert werden, trägt es außerdem zur Anpassung an den Klimawandel bei“, unterstreicht Prof. Dr. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN).

Für das Land Rheinland-Pfalz hob Umweltministerin Anne Spiegel die Besonderheiten des NGP Bienwald hervor: „Der Bienwald ist ein landesweites Vorzeigeprojekt für die biologische Vielfalt und die nachhaltige Entwicklung. Denn es ist uns gelungen, seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten, wie die Wildkatze  oder den ’Drüsigen Ehrenpreis’ zu schützen und zu erhalten, so Spiegel. Sie lobte dabei besonders die fachübergreifende Kooperation aller Projektbeteiligten von Naturschutz, Landesforsten, Landwirtschaft und Wasserwirtschaft sowie Bodenordnung und Kommunen. „Sie alle haben gemeinsam gezeigt, dass unsere Politik des kooperativen Naturschutzes der richtige Weg ist, um erfolgreich Projekte dieser Größenordnung umzusetzen“, sagte Spiegel abschließend.

„Für die Landkreise war es eine Auszeichnung, dass wir die Fördermittelgeber mit unserem Konzept überzeugen konnten. Dabei war es uns im gesamten Prozess immer wichtig, die Menschen der Region mitzunehmen“ erklären die beiden Landräte Dr. Brechtel und Seefeldt.

Gefördert wurde das Naturschutzgroßprojekt Bienwald durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums in Höhe von 70 Prozent, das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz in Höhe von 20 Prozent und die beiden Landkreise Germersheim und Südliche Weinstraße mit einem Anteil von zwei Dritteln und einem Drittel für die verbleibenden 10 Prozent.

 

Informationen zum NGP Bienwald

In Abstimmung mit Landesforsten als Waldeigentümerin wurde ein Bündel an Maßnahmen geschnürt, um in beispielhafter Weise die ökologischen Funktionen des Waldes weiter aufzuwerten. Wichtige Meilensteine waren die gemeinsame Ausweisung von über 10.000 Alt- und Biotopbäumen, die nach dem Methusalemgedanken bis zu ihrem Verfall im Wald verbleiben, die Anpflanzung und Pflege von Eichen auf rund 50 Hektar und die Entwicklung von lichten Trockenwäldern auf Dünenstandorten zur Förderung dieser besonderen Waldlebensräume und ihrer seltenen wärmeliebenden Arten. Als besondere Maßnahme war zuvor eine Waldfläche mit einer Größe von 1.680 Hektar aus der Bewirtschaftung herausgelöst worden, um sie als Naturwaldfläche in ihrer künftigen Entwicklung eigenen Regeln zu überlassen.

„Eine besondere Herausforderung waren die umzusetzenden Maßnahmen im Offenland insbesondere in der Bruchbach-Otterbachniederung“, berichtet Projektleiter Uwe Meißner. Um die Hauptziele wie die Erhöhung des extensiv genutzten Grünlandanteils, die Anlage von Gewässerrandstreifen, die Optimierung des Fließgewässersystems und die Einrichtung einer halboffenen Weidehaltung durchführen zu können, war die Flächenverfügbarkeit eine wichtige Voraussetzung. Zusammen mit dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) und mit Beteiligung der Landwirtschaft wurden zwischen 2010 und 2021 drei Flurbereinigungsverfahren von Kandel bis Schweighofen umgesetzt. Von den Landkreisen wurden 125 Hektar erworben, die naturschutz- und lageoptimiert wieder zur Bewirtschaftung an die Landwirtschaft zurückgegeben werden konnten.

Nach dem Ende der Förderphase werden die begonnenen Maßnahmen und Ziele durch die beiden Landkreise mit Unterstützung des Landes als Folgemanagement fortgesetzt. Abzuschließende Projektbestandteile sind der Aufbau der Infopfade und die Etablierung der halboffenen Weidehaltung.  Die beiden Infopfade im Bienwald und am Viehstrich werden nach ihrer Fertigstellung im Spätsommer eröffnet und an die Öffentlichkeit übergeben.

Die umgesetzten Planungen werden im laufenden Jahr umfassend und danach periodisch von Fachgutachtern  überprüft und bewertet. Bis Ende des Jahres wird der Abschlussbericht erstellt.

 

Hintergrund „chance.natur – Bundesförderung Naturschutz“

Mit dem Programm „chance.natur“ verfolgt die Bundesregierung das Ziel, die herausragenden repräsentativen Landschaften Deutschlands zu erhalten und zu sichern. Bislang wurden 83 Naturschutzgroßprojekte mit einer Gesamtfläche von mehr als 3.700 Quadratkilometern gefördert. Dafür hat der Bund seit 1979 rund 500 Millionen Euro bereitgestellt. Derzeit stehen jährlich 14 Millionen Euro für den Erhalt und die Optimierung bundesweit bedeutender Natur- und Kulturlandschaften zur Verfügung.

 

Weitere Informationen: https://www.bfn.de/foerderung/naturschutzgrossprojekt.html