Abschlussveranstaltung NGP Bienwald

Sehr zufrieden mit dem Naturschutzgroßprojekt Bienwald: (v.l.) Landrat Dr. Fritz Brechtel (Landkreis Germersheim), Katrin Eder, Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz, Thomas Graner, Vizepräsident des Bundesamtes für Naturschutz und Landrat Dietmar Seefeldt (Landkreis Südliche Weinstraße). Foto: KV GER, sey

10.10.2022 - Naturschutzgroßprojekt Bienwald - Abschlussveranstaltung – Projektziele erreicht – europaweit einzigartige Biotop- und Artenausstattung gesichert. Zahlreiche Maßnahmen umgesetzt. Landkreise Germersheim und Südliche Weinstraße kümmern sich weiterhin im Rahmen des Folgemanagements

Im Zuge des Naturschutzgroßprojektes Bienwald, einem Projekt mit gesamtstaatlicher Bedeutung für den Naturschutz, ist es gelungen, alle wesentlichen Projektziele zu erreichen und z.B. die einzigartige Biotop- und Artenausstattung des Bienwaldes und der angrenzenden Niederungen langfristig zu sichern und zu entwickeln. Nach einer Laufzeit von siebzehn Jahren konnte die Förderphase des Naturschutzgroßprojektes Bienwald erfolgreich beendet werden.

Im Rahmen einer feierlichen Abschlussveranstaltung am 7. Oktober 2022 haben nun die Landräte Dr. Fritz Brechtel (Germersheim) und Dietmar Seefeldt (Südliche Weinstraße) gemeinsam mit Umweltministerin Katrin Eder und Thomas Graner, Vizepräsident des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), Bilanz gezogen und die Verdienste und zahlreichen umgesetzten Maßnahmen des Naturschutzprojektes Bienwald vorgestellt und gewürdigt.

Die europaweit einmalige Natur der Bienwaldregion beinhaltet nicht nur ein reichhaltiges, bundesweit bedeutsames Mosaik verschiedener Biotoptypen – von trockenen Flugsand-Dünen bis zu den letzten Bachauenwäldern Süddeutschlands –, sondern auch zahlreiche Vorkommen seltener und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Um die Besonderheiten dieser einzigartigen eiszeitlichen Schwemmfächer-Landschaft zu fördern, zu entwickeln und nachhaltig zu sichern, wurde 2004 das Naturschutzgroßprojekt (NGP) Bienwald gestartet. Insgesamt haben Bund, Land und die beiden Landkreise Germersheim und Südliche Weinstraße als Projektträger seit Beginn der Umsetzungsphase im Jahr 2009 rund elf Millionen Euro in das Vorhaben im Förderprogramm „chance.natur - Bundesförderung Naturschutz“ investiert.

„Der Bund trägt mit seinem Förderprogramm „chance.natur“ dazu bei, bundesweit bedeutsame Lebensräume heimischer Arten in Deutschland zu sichern und zu entwickeln. Ein zentrales Kriterium für die Auswahl ist die gesamtstaatliche Bedeutung für den Naturschutz. Dieses und alle anderen Kriterien werden durch das Fördergebiet „Bienwald“ in besonderer Ausprägung beispielgebend erfüllt. Das Naturschutzgroßprojekt Bienwald kommt dabei nicht nur dem Naturschutz selbst zugute, sondern auch der Attraktivität der Region. Zugleich trägt es durch die Aufwertung der Ökosysteme zur Anpassung an den Klimawandel bei“, so BfN-Vizepräsident Thomas Graner.

Für das Land Rheinland-Pfalz hob Umweltministerin Katrin Eder die Besonderheiten des NGP Bienwald hervor: „Der Bienwald ist ein landesweites Vorzeigeprojekt für die biologische Vielfalt und die nachhaltige Entwicklung. Denn es ist uns gelungen, seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten, wie die Wildkatze oder den 'Drüsigen Ehrenpreis' zu schützen und zu erhalten. Deswegen wird das Land den Bienwald weiter unterstützen.“ Katrin Eder würdigte dabei besonders die fachübergreifende Kooperation aller Projektbeteiligten von Naturschutz, Landesforsten, Landwirtschaft und Wasserwirtschaft sowie Bodenordnung und Kommunen. „Sie alle haben gemeinsam gezeigt, dass unsere Politik des kooperativen Naturschutzes der richtige Weg ist, um erfolgreich Projekte dieser Größenordnung umzusetzen", sagte Eder.

„Dass wir die Fördermittelgeber mit unserem Konzept überzeugen konnten, war für die Landkreise eine Auszeichnung. Dabei war es uns im gesamten Prozess immer wichtig, die Menschen der Region mitzunehmen. Während des Prozesses gab es durchaus heftige Vorbehalte, die jedoch durch intensive Kommunikation letztlich ausgeräumt werden konnten. Der durchgeführte Beteiligungsprozess war bundesweit beispielhaft“, erklären die beiden Landräte Dr. Brechtel und Seefeldt.

Gefördert wurde das Naturschutzgroßprojekt Bienwald durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums in Höhe von 70 Prozent, das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz in Höhe von 20 Prozent und die beiden Landkreise Germersheim und Südliche Weinstraße mit einem Anteil von zwei Dritteln und einem Drittel für die verbleibenden 10 Prozent.

Informationen zum NGP Bienwald

In Abstimmung mit Landesforsten als Waldeigentümerin wurde ein Bündel an Maßnahmen geschnürt, um in beispielhafter Weise die ökologischen Funktionen des Waldes weiter aufzuwerten. Wichtige Meilensteine waren die gemeinsame Ausweisung von über 10.000 Alt- und Biotopbäumen, die nach dem Methusalemgedanken bis zu ihrem Verfall im Wald verbleiben, die Anpflanzung und Pflege von Eichen auf rund 50 Hektar und die Entwicklung von lichten Trockenwäldern auf Dünenstandorten zur Förderung dieser besonderen Waldlebensräume und ihrer seltenen wärmeliebenden Arten. Als besondere Maßnahme war zuvor eine Waldfläche mit einer Größe von 1.680 Hektar aus der Bewirtschaftung herausgelöst worden, um sie als Naturwaldfläche in ihrer künftigen Entwicklung eigenen Regeln zu überlassen.

„Eine besondere Herausforderung waren die umzusetzenden Maßnahmen im Offenland insbesondere in der Bruchbach-Otterbachniederung“, berichtet Projektleiter Uwe Meißner. Um die Hauptziele wie die Erhöhung des extensiv genutzten Grünlandanteils, die Anlage von Gewässerrandstreifen, die Optimierung des Fließgewässersystems und die Einrichtung einer halboffenen Weidehaltung durchführen zu können, war die Flächenverfügbarkeit eine wichtige Voraussetzung. Zusammen mit dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) und mit Beteiligung der Landwirtschaft wurden zwischen 2010 und 2021 drei Flurbereinigungsverfahren von Kandel bis Schweighofen umgesetzt. Von den Landkreisen wurden 125 Hektar erworben, die naturschutz- und lageoptimiert wieder zur Bewirtschaftung an die Landwirtschaft zurückgegeben werden konnten.
Dieses Jahr wurden durch die beiden Landkreise im Rahmen des Folgemanagements die halboffene Weidehaltung in Schweighofen mit Bisons etabliert sowie die Infopfade im Bienwald und am Viehstrich fertig gestellt und eröffnet.

Ein umfassender Abschlussbericht mit den im Zuge der Projektdurchführung umgesetzten Zielen und Maßnahmen wurde erstellt, der demnächst auch auf der Homepage einzusehen ist.

Die Förderphase des Naturschutzgroßprojektes (NGP) Bienwald war bereits Ende Juni letzten Jahres beendet. Seither wird das Projekt im Rahmen des Folgemanagements fortgeführt und begonnene Maßnahmen wie beispielsweise der Naturwald- und der Viehstrich-Info- und Erlebnispfad wurden umgesetzt. „Die beiden Landkreise Germersheim und Südliche Weinstraße werden sich im Rahmen des Folgemanagements auch weiterhin um die Fortsetzung und den Erhalt der Maßnahmen kümmern“, so die Landräte Dr. Fritz Brechtel (Germersheim) und Dietmar Seefeldt (Südliche Weinstraße).

Hintergrund „chance.natur – Bundesförderung Naturschutz“

Mit dem Programm „chance.natur“ verfolgt die Bundesregierung das Ziel, die herausragenden repräsentativen Landschaften Deutschlands zu erhalten und zu sichern. Bislang wurden 86 Naturschutzgroßprojekte mit einer Gesamtfläche von mehr als 4.300 Quadratkilometern gefördert. Dafür hat der Bund seit 1979 rund 530 Millionen Euro bereitgestellt. Derzeit stehen jährlich 14 Millionen Euro für den Erhalt und die Optimierung bundesweit bedeutender Natur- und Kulturlandschaften zur Verfügung.

Weitere Informationen: https://www.bfn.de/foerderung/naturschutzgrossprojekt.html